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Jörg Zink

Sein Leben lang hat Jörg Zink danach gestrebt, den Worten Hölderlins zu folgen, der sagte: „Eines sein mit allem, was lebt.“ Diesem Ziel widmete er sein Wirken. Heute, aus der Perspektive des hohen Alters, sieht Jörg Zink (Jahrgang 1922), den „großen Zusammenhang zwischen allen Schichten und Dimensionen“, der ihn auch weiter umgeben wird, „über dieses Leben auf dieser Erde hinaus“. Der evangelische Theologe, Pfarrer und Publizist blickt auf ein langes, erfülltes Leben zurück, das er den Menschen und dem Wort Gottes gewidmet hat. Seine vielfältigen Veröffentlichungen sind ein Zeugnis der vielen Erfahrungen, die er in dieser Zeit gemacht hat, und tragen eine tiefe Weisheit in sich, wie sie nur das hohe Alter kennt. Jörg Zink stammt aus einer Bauernfamilie aus Schlüchtern-Elm. Aufgewachsen auf einem christlichen Bruderhof, dessen Mitglieder weitgehend ohne eigenen Besitz ein Leben nach dem Vorbild der urchristlichen Gemeinden erproben, sah Jörg Zink schon sehr früh eine Richtung für sein Leben. Im Alter von drei Jahren verlor er seine Mutter. Sie starb an Auszehrung – ein Zeichen dafür, wie hart das Leben auf dem Habertshof damals war. Ein weiteres Jahr später starb sein Vater. In seiner Kurzbiografie, die er anlässlich seines 90. Geburtstages verfasste, erinnert sich Jörg Zink, der Hof seiner Eltern habe nach dem Ersten Weltkrieg „für einen Aufbruch, der für den Frieden in der Welt eintrat, für die Gerechtigkeit unter den Völkern, für die Naturnähe unter den Wirtschaftenden“ gestanden. Und dann: „Sie sind mit ihrem Versuch ganz natürlich gescheitert und so, als ich zwei und drei Jahre alt war, wie selbstverständlich beide gestorben.“  Seine Kindheit und Jugend ist daraufhin geprägt von Natur- und Bewusstseinserfahrungen, die ihn sein Leben lang begleiten sollten. Von der zweiten Frau seines Vaters, seiner neuen Mutter, liebevoll gegen Hitler und den Nationalsozialismus abgeschirmt – „Meine Mutter hasste Hitler und verwehrte ihm jeden Zugang zu unseren Seelen“ – wuchs er zu einem jungen Mann heran, der sich schließlich doch zur Fliegerei melden musste. Noch heute ist er froh, dass er damals keine einzige Bombe hatte abwerfen müssen. Die Bilanz des Krieges war erschütternd: Von den 300 bis 400 Männern seines Geschwaders überlebten nur drei den Krieg. Für Jörg Zink war deshalb klar, dass er sein Leben zukünftig dem Frieden widmen wollte. Eine Aufgabe, die er bis heute nicht vergessen hat. Zink studierte Theologie. Als einfacher Pfarrer wollte er den Menschen in schweren Zeiten beistehen und so seinem Leben einen Sinn verleihen. Als Religionslehrer ließ er seine Schüler erzählen, anstatt zu versuchen, ihnen, den kriegsgeschädigten Kindern, Religion wie einen Fremdkörper einzupflanzen. Die Jugendarbeit war Jörg Zink eine Herzensangelegenheit und er empfand es deshalb als Glücksfall, dass er eine überschaubare Kirchengemeinde zugeteilt bekam, die mit dem Auftrag des Bezirksjugendpfarrers verbunden war. „Das war eine Aufgabe, die mir auf den Leib geschneidert war und die ich mit Begeisterung erfüllte“, erinnert er sich anlässlich seines 90. Geburtstages. Als Leiter des Burckhardthauses, einer Zentrale der Mädchenarbeit der Evangelischen Kirchen in Deutschland, nahm er sich des hauseigenen Jugendverlags an. Nachdem er das Handwerk des Büchermachens erlernt hatte, kam Jörg Zink nach Stuttgart, wo er für die evangelischen Beiträge des Süddeutschen Rundfunks zuständig war. Das neue Medium machte Zink trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten glücklich, war es doch den Gedanken der Menschen gewidmet. Das „Wort zum Sonntag“ wurde zu Zinks persönlicher Reifeprüfung. „Rund 120 „Worte zum Sonntag“ habe ich in den 1970er und 1980er Jahren gesprochen und habe vor ihrem Hintergrund mitwirken können an der Entwicklung der Kirche und der Verkündigung des Evangeliums in beiden Teilen unseres Landes“, schrieb er später und erinnerte sich, dass er sie als „besonders schwierig zu bestehen und zu gestalten empfand.“ Für Film und Fernsehen reiste Jörg Zink darüber hinaus in den Nahen Osten, in die Türkei, den Iran, Syrien und den Jemen und machte hier mehr als 20.000 Fotos. In der Arbeit in Deutschland sah sich Jörg Zink in der Tradition Martin Luthers. Immer wieder hatte er beobachtet, wie junge Menschen große Mühe hatten, die Bibel zu lesen. Deshalb widmete er einen Großteil seiner Arbeit dem Ziel, die biblischen Texte in eine heutige Sprache zu übertragen. Begleittexte mit Hintergründen zur Entstehung dieser Texte ergänzten diese Mühen. Hier entdeckte Jörg Zink das Buch als Medium für sich: „Ich stellte mir die Menschen vor, die meine Filme gesehen und auf sie reagiert hatten, und versuchte nun, den weiten Bereich des Evangeliums mit allen Lebens- und Gottesfragen, die es mit sich bringt, in schriftlicher Form darzustellen.“ Auch nach seinem Ruhestand schrieb er weiter Bücher, die sich mit den Themen beschäftigten, die ihn schon ein Leben lang begleiteten. Jörg Zink schrieb über Frieden, Gerechtigkeit, den Schutz der Schöpfung und fremde Religionen und hält so bis heute das Versprechen, das er sich als Jugendlicher selbst gegeben hat: sich dem hohen Ziel des Friedens zwischen den Völkern, zwischen den Religionen, zwischen den Menschen überhaupt zu widmen. Auf der langen Liste seiner Veröffentlichungen stehen Bücher, wie „Glauben heißt Vertrauen“, „Die Stille der Zeit“, „Gottesgedanken“, „Deine Wege werden kürzer – fürchte dich nicht!“ und „Trauer hat heilende Kraft“. Sie alle zehren von der Weisheit des Alters, geschrieben von einem Mann, der seinen 100. Geburtstag im Blick hat. Für sein Lebenswerk erhielt Jörg Zink zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

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