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Das Leben in der DDR

 

Rote Ampelmännchen aus der DDR

Das vereinte Deutschland ist gerade einmal 22 Jahre alt – und doch ist die jüngste deutsche Geschichte für viele Menschen ein schwarzes Loch, in dem vereinzelte Puzzle-Teile lose herumtreiben. Das Leben in der DDR ist für viele überhaupt nicht mehr vorstellbar und wie es zur Teilung Deutschlands kam, ist für die nachwachsenden Generationen nur noch schwer nachzuvollziehen. Da weiß man bruchstückhaft, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt wurde, dass es eine Mauer gab, die die beiden Systeme voneinander trennte, da kennt man Vokabeln wie „Stasi“ und „SED“ und weiß meistens dennoch nicht genau, was es damit auf sich hat. Im Schulunterricht wird die DDR-Geschichte vielleicht gerade einmal angerissen. Der Fokus liegt häufig auf der westdeutschen Geschichte, auf der Geschichte des Systems, das bis heute überlebt hat. DDR-Geschichte ist dann häufig einseitig, konzentriert sich auf einige wenige Stichpunkte – „Einheitspartei“, „Mangel“, „Überwachung“, „Mauerbau“ – ohne einen komplexen Eindruck vom Leben in der DDR auch nur zu wagen.

 

Was die Nachgeborenen über das Leben in der DDR nicht wissen


Ist es schon für die Kinder der späten 1980er Jahre fast unmöglich, die wenigen Erinnerungsfetzen mit dem in Einklang zu bringen, was in der Schule erzählt wird, wird es für die Nachgeborenen erst recht ein hoffnungsloses Unterfangen. Auch zuhause kommt das Thema deutsch-deutsche Geschichte nur selten auf den Tisch. Dann heißt es: „Das ist doch lange vorbei.“, „Das interessiert doch heute keinen mehr.“, oder: „Man sagt nicht Ossi oder Wessi.“

 

Die Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte gestaltet sich überaus schwierig und das Thema kommt im Regelfall nur am Rande zur Sprache, dann, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt. Wie ihre Eltern und Großeltern damals gelebt haben, was sie gemacht haben, was Leben in der DDR damals bedeutete, wissen auch die meisten jungen Menschen in den neuen Bundesländern heute nicht mehr. Und es interessiert viele auch nicht. Dies zeigt zum Beispiel eine Studie, die 2008 vom Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin durchgeführt wurde. Die 5.200 befragten Schüler ließen große Wissenslücken erkennen.


Werke der Literatur in der DDR, die man kennen sollte:

 

Differenzierte Aufarbeitung der DDR-Geschichte

 

Dabei sollte man nicht nur all denen Gehör schenken, die lauthals für eine akkurate Aufarbeitung der DDR-Geschichte plädieren und die propagieren, dass das Unwissen der jungen Generation fatale Folgen haben kann, sondern auch denen, die für eine differenzierte Beschäftigung mit dem Thema eintreten. Geschichte kann immer von mehreren Seiten betrachtet werden – und eine einzelne Seite ist ohne die anderen immer unvollständig.

 

Deshalb ist es erfreulich, dass gerade in den Jahren rund um das 20-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung so viele Bücher zum Thema erschienen sind. Da gibt es zahllose Biographien, die vom Leben in der DDR sprechen, Biographien von Verfolgten aber auch Biographien von „gewöhnlichen“ Menschen, deren Leben normal weiterging, die trotz des Mangels an Konsumgütern ein Leben führten, das sich von unserem heutigen und dem Leben in der BRD gar nicht so sehr unterschied – und doch anders war. Aus solchen Zeitzeugenberichten können alle lernen: die Nachgeborenen, die Schüler, denen nachgesagt wird, zu große Wissenslücken auf dem Gebiet zu haben, ehemalige DDR-Bürger und BRDler, denen das „andere“ Deutschland zum Teil heute noch fremd ist.

ehemalige Innerdeutsche Grenze zur DDR

 

Buchtipps über das Leben in der DDR


Interessante – wenn auch nicht unbedingt vorbehaltlose - Lektüre verspricht zum Beispiel das Buch „Fragen an die DDR – Alles, was man über den deutschen Arbeiter- und-Bauern-Staat wissen muss". Hier werden auch Fragen beantwortet, mit denen man sich sonst nur selten auseinandersetzt, z.B. „Wieso kostete eine Straßenbahnfahrt nur 20 Pfennig?“, „Wieso durfte man nicht in den Westen fahren?“, „Warum gab es militärische Ausbildung an den Schulen?“, „Warum mussten alle Kinder in Kitas gehen?“, „Warum kam die DDR mit einer Krankenkasse aus?“, „Wie standen Kirche und Regierung zueinander?“

 

Beim Lesen dieses Buches sollte man allerdings niemals die kritische Haltung ablegen, denn die Autoren hatten in der DDR führende Positionen inne. Erfreulich ist jedoch die selbstreflektierende Haltung, die im Buch erkennbar wird, die Negatives nicht ausspart und sich sachlich mit der DDR-Geschichte auseinandersetzt.

 

Weitere Bücher, die sich ausführlich mit dem Leben in der DDR beschäftigen, sind „Alltag in der DDR“ von Nils Beier, „DDR. Ein fernes Land“ von Thomas Bickelhaupt und der „DDR-Führer“ von Robert Rückel. Während „Alltag in der DDR“ mit 60.000 Fotografien von Manfred Beier festhält, wie das Leben in der DDR tatsächlich aussah, beschwört Thomas Bickelhaupt das Lebensgefühl der DDR herauf: unsentimental, einfühlsam und ehrlich. Der „DDR-Führer“ dann sollte zur Pflichtlektüre aller Deutschen gehören, zeichnet er doch ein differenziertes, anschauliches und sehr authentisches Bild des „anderen“ Deutschlands mit all seinen schönen und hässlichen Seiten. Für weitere Buchtipps lohnt sich auch ein Blick in unsere Toplisten Romane über die DDR und DDR-Geschichte.

 

Diese Bücher über das Leben in der DDR können Sie direkt bei uns bestellen:

 

Ein sehr empfehlenswerter Nachwende-Roman, der sich mit einer Kindesentführung in Görlitz im Jahr 1985 beschäftigt, ist "Eine Rose für Putin" von Thomas Wendrich. Auch die Erinnerungen des mitteldeutschen Kabarettisten Tom Pauls an seine Kindheit und Jugend in der DDR sind sehr lesenswert: "Das wird mir nicht nochmal passieren".

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