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Das Lexikon hat noch längst nicht ausgedient!

 

Sammlung Lexikon im Kopf

Es ist noch nicht lange her, da hatte jeder Haushalt mindestens ein Lexikon zu Hause stehen. In der Regel sogar mehrbändige Enzyklopädien – man denke nur an die Brockhaus-Reihe – die jeder Schrankwand und ihrem Besitzer etwas Intellektuelles verliehen. Heute ist das anders. Während das Lexikon früher die einzige Möglichkeit war, Informationen nachzuschlagen, haben die meisten von uns heute das gesammelte Wissen der Menschheit mit ihrem Smartphone in der Hosentasche. Die Ära der Lexika ist also vorbei, könnte man meinen. Dennoch hat der Verlag Springer Science erst vor Kurzem eine neue Reihe herausgebracht, die mehr Ähnlichkeit mit dem klassischen Lexikon aufweist als mit der Wikipedia. Wir haben uns die Reihe „50 Schlüsselideen“ angesehen und für sehr gut befunden – uns jedoch gefragt, ob das klassische Lexikon bzw. Nachschlagewerk in Zeiten von Google und Co. überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat.

 

Wie das Lexikon das Internet übertrumpft

 

Tatsache ist– und das kann sicher jeder Leser bestätigen – dass es uns heute schwerer fällt, uns an Dinge zu erinnern. Und – und das ist wahrscheinlich noch wichtiger – dass wir uns nicht mehr die Mühe machen, das Gedächtnis zu durchforsten, um die Antworten selbst zu finden. Wir zücken das Smartphone, geben einige Suchbegriffe ein und haben prompt die Antwort auf dem Display. Das konnte nicht einmal das Lexikon von damals. Doch das Schlimme ist: Wir haben die Antwort zwei Stunden später schon wieder vergessen. Sie setzt sich nicht fest! Möglicherweise hat das unter anderem mit der Vertrauenswürdigkeit der Online-Quellen zu tun. Während man sich beim Lexikon in der Regel auf die Dinge verlassen kann, die darin stehen, weil fachkundige Autoren und Lektoren für die inhaltliche Richtigkeit Sorge tragen, kann im Internet jeder veröffentlichen, was ihm gerade durch den Kopf geht.

 

Zugleich nehmen die Lektoren und Autoren eine wichtige Vorauswahl vor. Sie grenzen das Themengebiet ein und selektieren das Wesentliche. Im Internet hingegen gibt es zahllose Videos, Blogeinträge, Artikel und Foren und eine schier unbegrenzte Zahl von Seiten zu jedem Thema, durch die man sich stundenlang vollkommen unstrukturiert hindurch klicken kann. Das Lexikon aber setzt dem Grenzen: Es ist ins sich geschlossen. Man kann sich nicht horizontal in der Breite verlieren, sondern nur immer tiefer in die Materie vordringen, wenn man sich anhand der Querverweise von Eintrag zu Eintrag hangelt. Darüber hinaus gibt es im Lexikon keine Ablenkung. Es blinken keine Werbebanner auf, es gibt keine Hinweise zu anderen Themen aus anderen Bereichen, die ebenfalls interessieren könnten, und es gibt keine anderen Tabs, in denen gerade der Facebook-Chat aktiv ist.

 

Das Internet zwingt uns also, anders als das Lexikon, dazu, immer nur an der Oberfläche zu kratzen, die Themen nie tiefer zu durchdringen. Täglich kommen neue Informationen hinzu, da lohnt es kaum, sich etwas zu merken, das morgen schon überholt ist. Folglich erstellt das Gehirn keine Verknüpfungen. Das Gelesene bleibt nicht haften. In diesem Moment ist es noch präsent und im nächsten schon wieder verschwunden. Das bestätigt auch eine Studie von drei Doktoranden um Arthur Santana von der Universität von Oregon. Sie sagen: Wir merken uns Inhalte besser, wenn wir sie auf Papier gedruckt lesen. Weil wir wissen, dass Informationen im Internet keinen Bestand haben, flüchtig sind, im nächsten Moment überholt oder editiert sein können, speichern wir sie nicht im Gedächtnis ab. Gedruckte Lexikontexte haben jedoch Bestand und können nicht mehr verändert werden. Wir können sie uns also ruhigen Gewissens einprägen.

 

Warum wir uns Dinge aus dem Lexikon merken


Man liest ein Lexikon

Natürlich kann ein Lexikon deshalb nicht tagesaktuell den Stand der Forschung abbilden. Doch es gibt auch Themen von langfristiger Gültigkeit, Dinge, die sich nicht täglich ändern. Diesen widmen sich Nachschlagewerke wie „50 Schlüsselideen“. Und diese Dinge merken wir uns tatsächlich besser. Das hat zwei Gründe. Zum einen glauben wir, dass wir auf Informationen, die wir im Lexikon gelesen haben, später keinen Zugriff mehr haben werden. Wir müssen sie uns also merken. Haben wir die Informationen aus dem Internet, wissen wir, dass wir später mit dem Smartphone einfach nachschauen können. Betsy Sparrow von der Columbia Universität schlussfolgert in ihrer Studie zum transaktiven Gedächtnis deshalb, dass das „Woher“ unserer Informationen eine wichtige Rolle spielt und dass das gedruckte Buch bzw. Lexikon dazu beiträgt, dass wir uns Sachen besser merken.

 

Zum anderen hat auch die Haptik eines Buches Einfluss darauf, ob wir uns Dinge merken oder nicht. Neuste Studien haben ergeben, dass Gewicht und Struktur von Papier beeinflussen, ob und wie sich Menschen mit Inhalten auseinandersetzen. Je schwerer und strukturierter das Papier, desto höher sind Involvement und Interesse beim Lesen, weil das Buch als edler und hochwertiger und damit vertrauenswürdiger empfunden wird. Außerdem sorgt die unterschiedliche Haptik aller Bücher dafür, dass wir Informationen separat abspeichern. Ein großes, schweres Lexikon bleibt uns anders im Gedächtnis als ein kleines, dünnes Heftchen. Am PC oder Smartphone hingegen haben alle Informationen die gleiche „Verpackung“. Das macht es dem Gehirn unmöglich, die Informationen zuzuordnen und zu clustern. Es verzichtet deshalb auf die notwendigen Vernetzungen, die es uns später erlauben, auf den Inhalt zuzugreifen. Das Fehlen der Haptik beim Informationsgewinn im Internet mindert also die Erinnerungsfähigkeit.

 

All diese Punkte belegen: Das Lexikon hat noch lange nicht ausgedient. Ebenso wenig haben es gedruckte Lehrbücher und Nachschlagewerke. Ganz im Gegenteil: Wenn wir Dinge wirklich wissen und lernen wollen, gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, als sie aus einem sorgfältig aufbereiteten und lektorierten Buch zu lernen.

 

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