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Der Vampir und das Mädchen: Vampirromane

 

Der Erfolg der „Twilight“-Saga zeigt es: Vampire sind im Der Vampirroman 'Bis(s) zum Morgengrauen' von Stephenie MeyerTrend, wie noch nie! Doch es sind nicht nur die blutrünstigen, brutalen Vampire der Horrorbücher, die die Verkaufszahlen der Vampirromane in die Höhe treiben, es sind vor allem die Bücher um den vegetarischen Vampir Edward Cullen, der mit Graf Dracula so gar nichts gemeinsam hat. Autorin Stephenie Meyer weiß genau, was sich ihre Leserinnen  - zwischen 12 und 99 Jahren - wünschen: Edward Cullen, der Star Ihrer Vampirromane, ist gut aussehend, stark und gefährlich und doch wahnsinnig feinfühlig, sensibel und sehr nachdenklich. Er trägt seine Bella auf Händen – und zwar nicht, um sie bei der nächsten Gelegenheit gierig auszusaugen, sondern um sie zu beschützen, sie zu umsorgen und sie glücklich zu machen.

 

Vom Killer zum Kuscheltier: Der Vampirroman im Wandel der Zeit


Heute, wie zu allen Zeiten, ist der Vampirroman Projektionsfläche der Sehnsüchte und Bedürfnisse seiner LeserInnen: Die historischen Ursprünge des Vampirs liegen in Südosteuropa, in Transsilvanien, dem heutigen Rumänien. Diese Region war im 17. Jahrhundert Schnittpunkt zwischen dem christlichen Abendland und dem Osmanischen Reich. Kriegerische Auseinandersetzungen und die ständige Angst um das eigene Leben schufen den Mythos des wiedererwachten Leichnams als Parodie auf die christliche Idee der Wiederauferstehung. Die „Nachtgestalten“ der ersten Vampirromane waren also Ausdruck einer eigenen Vorstellung vom Leben nach dem Tod.

 

Als Vorbild für Graf Dracula, dem Stereotyp aller Vampirromane, fungierte übrigens der rumänische Fürst Vlad der Pfähler (1431 – 1477). Der Name Draculea leitet sich vom Titel seines Vaters ab: Dracul, was so viel bedeutet wie Drachen und wohl auf dessen Mitgliedschaft im Drachenorden zurück zu führen ist. Vlad erwarb seinen wenig schmeichelhaften Spitznamen durch seine menschenverachtenden Hinrichtungsmethoden. Unterschiedliche Quellen sprechen von Opferzahlen zwischen Zehn- und Dreißigtausend. Bram Stroker setzte dem blutrünstigen Fürsten 1897 mit seinem Vampirroman „Dracula“ ein Denkmal. Als die Angst um die eigene Existenz in unserer industrialisierten Welt schwand, veränderte sich auch das Bild des Vampirs. Nur so ist es zu erklären, dass das einstige Monster heute in Vampirromanen die geheimsten Phantasien von Frauen jeder Altersstufe erfüllt und junge Mädchen ihre Zimmer mit Plakaten des Vampirs Edward Cullen tapezieren.

 

Der moderne Vampirroman: Vampire sind die neuen Pferde

 

Bella und Edward sind der Inbegriff der unendlichen, reinen Liebe. Wie einst Romeo und Julia sind sie verbunden durch eine Liebe, die eigentlich nicht sein darf, denn - vegetarischer Romantiker hin oder her – Edward ist und bleibt ein Monster. Jeden Augenblick könnte er die Beherrschung verlieren und Bella töten. Doch er zügelt sich und bleibt körperlich auf Distanz. Während andere Vampirromane, wie die Bücher von Jeaniene Frost und J.R. Ward, die erotische Komponente des gefährlichen Vampirs besonders betonen, fällt dieser Aspekt in den „Twilight“-Geschichten fast vollständig weg. Anstelle prickelnder Leidenschaft steht in diesen Vampirromanen eine reine, unschuldige Liebe, wie sie im realen Leben – und auch in der Literatur – kaum zu finden ist. Gerade für die jüngste Generation der „Twilight“-Fans ist es diese Liebe, in der die Romantik an erster Stelle steht, die den Reiz der Bücher ausmacht. Die Geschichte von Bella und Edward ist Projektionsfläche ihrer ersten, noch unerforschten Sehnsüchte, die sich eher an einen heldenhaften, großen Beschützer richten, denn an einen leidenschaftlichen Liebhaber. Der Vampir wird zum Ersatz für den großen Bruder. Der Autor Thomas Orgel ließ sich in seinem Blog sogar zu der Aussage verleiten, Vampire seien die neuen Pferde: Sehnten sich junge Mädchen früher nach der Wärme und der Stärke eines Pferdes, sehnen sie sich heute nach der schützenden Nähe des liebevollen, sanftmütigen Vampirs.

 

Doch bei aller Begeisterung für den Vampir darf man nicht außer Acht lassen, welches Frauenbild Vampirromane bei ihren zum Teil sehr jungen Leserinnen hinterlassen. Die „ZEIT ONLINE“ schreibt, alle so genannten Paranormal Romances (zu denen neben dem Vampirroman auch alle anderen Fantasy-Romane gehören, in denen sich Mädchen in Werwölfe oder andere magische Wesen verlieben) folgten dem gleichen Muster: „Eine oft unerfahrene, etwas naive Ich-Erzählerin trifft einen wortkargen und klassisch maskulinen Mann. Obwohl die Frau erzählt, steht dieser Mann im Rampenlicht: Er ist ein Werwolf oder ein Vampir und hat gelernt, wie man mit schierer Willenskraft, Lebenserfahrung und Klasse den Blutdurst und die sexuellen Atavismen bremst. Die Frau ist unbeherrschter. Sie handelt kopflos und sie weiß nicht, was sie will. Erst, wenn sie von ihm lernt, sich selbst zu zügeln, verdient sie damit seine Liebe [...]. Ohne den fremden Mann als Spiegel und Selbstversicherung erkennen diese Frauen weder sich selbst noch sind sie in der Lage, ihr Potenzial zu nutzen.“ Am Ende kommt der Autor zu dem nüchternen Fazit, es bleibe noch viel „ungenutztes Potenzial für starke, komplizierte Frauen, die sich in dunklen Beziehungen verlieren. Und dann, gegen alle Widerstände, neu zu sich selbst finden – und nicht in liebestrunkener Einfalt versinken.“

 

Der Vampirroman – und wie die reife Frau ihn will


Erst mit zunehmendem Alter der Leserinnen kann dieser Wunsch dann endlich auch realisiert werden. Werden die Leserinnen der Liebesromane älter, müssen auch die Frauenfiguren stärker werden. Aber vor allem verwandelt sich dann die Vampir-Figur: Aus dem guten, liebevollen Beschützer wird in den Vampirromanen für Erwachsene der leidenschaftliche und unberechenbare Liebhaber, von dem Jeaniene Frost schreibt und der ihre älteren Leser vollkommen in ihren Bann zieht. Der Vampir in „Blutrote Küsse“ ist gefährlich, düster und unerreichbar. Und er ist stark. Eine Kombination, die in Frosts Romanen wie ein Aphrodisiakum wirkt. Jederzeit kann aus dem attraktiven Mann eine wilde Bestie werden. Die weibliche Protagonistin ist dem Tier im Manne vollkommen erlegen und auch die reifere Leserin weiß, dass es jenseits unschuldiger Romantik noch mehr gibt. Während sie in ihrer eigenen Beziehung vielleicht schon lange den prickelnden Reiz des Neuen und Gewagten vermisst, erfährt sie in der Vampir-Fantasie, die schon fast Vampirerotik ist, einen regelrechten Rausch. Und das ist es, was sie sich von Vampirromanen erhofft: Jene an Exzess grenzende Leidenschaft, die sie im Alltag schon lange nicht mehr erfahren hat.

 

Ob es uns also gefällt oder nicht, die Mode der Vampirromane wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Im Gegensatz zu literaturgeschichtlich relevanten Trends aber wird diese Phase der Vampirbegeisterung irgendwann wieder abebben, nur um irgendwann wiederzukehren. Welche Gestalt er dann annehmen wird, wissen wir nicht. Womöglich kehrt er als Ausdruck des gegenwärtigen Zeitgeistes als blutrünstiges Monster zurück, das für den brutalen Raubtierkapitalismus steht. Oder er wird zum geheimnisumwitterten aber eigentlich lammfrommen mystischen Wesen, das unserer Sehnsucht nach Sinn und Zauber Ausdruck verleiht. Der Vampir ist also nicht nur innerhalb der geschlossenen Geschichte eine beängstigend wandelbare Figur, auch in der Literatur- und Menschheitsgeschichte hat er beachtliche Veränderungen durchgemacht. Er ist anpassungsfähig und ein Meister der Verkleidung. So kann er weiter unter den Menschen wandeln, in ihren Träumen und ihren Büchern sein Unwesen treiben, und wird so tatsächlich unsterblich.

 

Wirklich gruselige Vampirromane

 

Übrigens gibt es auch einige wirklich gruselige Vampirromane. Für kleine Mädchen und liebeshungrige Frauen sind diese wirklich nicht geeignet, denn jede Fantasie von einem Vampir wird damit ganz schnell zum Albtraum. Die Vampir-Serie von Guillermo del Toro und Chuck Hogan gehört zum Beispiel dazu. Die drei Bände „Die Saat“, „Das Blut“ und „Die Nacht“ können auch Hartgesottene noch das Fürchten lehren.

 

Diese Vampirromane empfehlen wir Ihnen:

 

Vampirromane der Bis(s)-Reihe

 

Vampirromane der Black Dagger-Reihe

 

Vampirromane der House of Night-Reihe

 

Vampirromane der Night Sky-Reihe

 

Vampirromane der Reihe Unter dem Vampirmond

 

Vampir-Liebesromane

 

Lustige Vampirromane für Frauen

 

Gruselige Vampirromane für starke Gemüter


Ein sehr ungewöhnlicher Vampirroman ist "Der Ewige" von Joann Sfar. Genial absurd und mit deutlichen Tendenzen zum Splatter!

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