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Eine Kulturgeschichte des Lesens

 

Kulturgeschichte des Lesens: alte BücherSchon die Jüngsten kriegen es zu hören:„Du sollst mehr lesen und weniger Fernsehen gucken.“ Im Gegensatz zum Fernsehen gilt das Lesen von Büchern als anspruchsvoll, bildend und als wichtig für die schulische und berufliche Laufbahn. Und das nicht erst seit heute, wie diese kleine Kulturgeschichte des Lesens zeigt.

 

Während ein Buch gelesen wird, findet im Kopf des Lesers eine aktive geistige Auseinandersetzung mit dem Inhalt statt, die Phantasie wird angeregt und die Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit geistigen Inhalten verbessert. Natürlich hat das Lesen auch eine viel längere Tradition als das Fernsehen. Auch das führt sicher dazu, dass dem Einen eine größere gesellschaftliche Anerkennung entgegen gebracht wird, als dem Anderen. Und das ist nur einer von vielen guten Gründen fürs Lesen.

 

Das Lesen als Privileg der Elite

 

Die Kulturgeschichte des Lesens ist selbstverständlich eng mit der Entwicklung der Schrift verbunden: Wo es keine Schrift gab, gab es auch nichts zu lesen. Die ersten Schriften, die eher Symbole waren, konnten von fast allen Menschen erlernt werden. Als die Schriftsprache jedoch komplexer wurde, gab es einzelne Gruppen von Menschen, die sich auf diese Aufgabe konzentrierten, während die anderen mit dem Jagen, der Viehzucht, dem Handwerk – kurz der Lebenserhaltung – beschäftigt waren. Wegen ihres täglichen Umgangs mit dem verschriftlichten Wissen des Volkes galten diese Schreiber schon bald als Gelehrte. Wer schreiben und lesen konnte, war gesellschaftlich anerkannt. Natürlich las man zu dieser Zeit nicht zum Vergnügen: Die Texte galten dem Studium der Religion und dem Fixieren von Gesetzen. Grund dafür war auch die Tatsache, dass die Texte immer noch aufwendig von Hand kopiert werden mussten.

 

 

Dies änderte sich mit einem weiteren elementaren Schritt in der Kulturgeschichte des Lesens: mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um das Jahr 1450. Mit seinem System der beweglichen Lettern war es nun möglich, jeden beliebigen Text zu kopieren. Dennoch kosteten Bücher sehr viel und nur die Reichen konnten es sich leisten, mehrere Bücher oder sogar eine ganze Bibliothek zu besitzen. Sie waren es auch, die Zeit hatten, sich dem Lesen zu widmen. Und so wurde das Lesen zur Freizeitbeschäftigung der Wohlhabenden. Der kleine Mann besaß im besten Fall die Bibel. Und selbst wenn er sie hatte, hatte er selten Zeit, darin zu lesen.


Die Kulturgeschichte des Lesens im Wandel


Kulturgeschichte des Lesens: alte Bücher und eReaderHeute gilt ein Buch wohl kaum noch als Luxusgut. Viele Bücher sind bereits sehr günstig als Taschenbuch zu haben und das Internet mit seinen Online-Börsen macht es möglich, für wenig Geld auch an ursprünglich teurere Bücher zu kommen. Doch mit dem Internet, dem Fernseher und den Videospielen, ist gleichzeitig vielerorts auch das Interesse am Lesen verloren gegangen. Viele Menschen ziehen dem Lesen, das eigene geistige Anstrengungen und Phantasie erfordert, das Starren auf den Fernseher vor. Hier glauben sie, Entspannung zu finden und Abschalten zu können. Nur diejenigen, die nicht bereit sind, sich ihren Abend vom Fernsehprogramm diktieren zu lassen und die die Vorzüge eines guten Buches gegenüber einem mittelmäßigen Fernsehfilm zu schätzen wissen, verkriechen sich heute noch mit einem Buch in der Ecke des Sofas.

 

Und so ist das Lesen wieder einmal zur Beschäftigung der Bevölkerungsschicht geworden, die sich bilden möchte und die bereits über einige Bildung verfügt. Dies zeigen auch die aktuellen Entwicklungen: Eine Studie zum Leseverhalten aus dem Jahr 2008 führt an, dass die Buchkäufe im Bereich Romane leicht zurück gegangen sind, während Sachbücher eher gleich blieben oder sogar zulegten. Gelesen wird also, um sich weiter zu bilden. Die Studie zeigte übrigens auch, dass 35% der Befragten zu den sogenannten Viellesern gehören, die beinahe täglich lesen. Ihnen gegenüber stehen 25%, die überhaupt nicht lesen. Die restlichen 40% sind die sogenannten Gelegenheitsleser.

 

Wie die neuen Medien das Lesen verändern

 

Diese Zahlen könnten sich jedoch bald ändern, denn E-Reader und Hörbücher machen das Lesen wieder für eine breitere Masse interessanter – und läuten so einen neuen wichtigen Abschnitt in der Kulturgeschichte des Lesens ein. Wie eine Studie der Stiftung Lesen ergab, verändern die neuen Medien das Leseverhalten nachhaltig. Empfanden die meisten Leser das Lesen auf dem Bildschirm anfangs noch als sehr unangenehm, fühlen sich viele Menschen „beim Lesen am Bildschirm mittlerweile richtig wohl“, erklärt Christian Schäfer, Pressesprecher der Stiftung, den Wandel. Dem Inhalt tut die neue Form ja zumeist keinen Abbruch. Wenn Sie erfahren wollen, welchen Einfluss die eBooks auf die Kulturgeschichte des Lesens haben, können Sie das bei uns nachlesen.

 

Auch Hörbücher erfreuen sich – gerade bei Kindern – immer größerer Beliebtheit. Viele Kinder hörten schon vor der Einschulung oft Hörbücher und würden auf diese Weise schon früh an das Thema Bücher herangeführt. Dann können es die jungen Bücherfreunde in der Regel kaum noch erwarten, bis sie selbst die Buchstaben entziffern können. Das gedruckte Wort könnten Hörbücher aber, aus Sicht des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, nicht ersetzen. Sie würden eher als Zusatzmedien neben dem Buch verwendet werden, zum Beispiel beim Autofahren. Bei Büchern selbst, so Oliver Zille, der Direktor der Leipziger Buchmesse gegenüber rp-online, zeige sich ein deutlicher Trend zum Sachbuch. Besonders gefragt seien derzeit Sach- und Fachbücher, die sich mit der weltweiten Finanzkrise befassen.

 

Aber auch Ratgeber zur Lebenshilfe, Kochbücher und Reiseführer erleben eine deutliche Renaissance – eben weil man sie in Form eines eBooks bei Bedarf schnell herunterladen kann und mit dem Smartphone, Tablet oder E-Reader immer zur Hand hat. Das sorgt auch für einen Anstieg des Nischen-Lesens: Der Leser plant das Lesen nicht mehr fest in seinen Tagesablauf ein, sondern er nimmt das Buch dann zur Hand, wenn er gerade Freizeit hat. Das kann in der Bahn sein oder im Park. Der E-Reader macht es leicht, das Buch immer verfügbar zu haben, ohne sich abschleppen zu müssen. So wird zwar in der Regel nur noch in kleineren Abschnitten bzw. Etappen gelesen, doch wenigstens wird gelesen. Generell ist die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen heute viel geringer als die der Menschen vor 100 Jahren. Das liegt an der Schnelllebigkeit unserer Zeit und an dem Information-Overload, dem jeder von uns jeden Tag ausgesetzt ist.

 

Lesen 2.0 – Wie die Digital Natives Bücher lesen


Dennoch hat das Buch es geschafft, in elektronischer oder akustischer Form zu überleben, und das dürfte alle Leser sehr freuen. Eine Studie der amerikanischen Marktforschungsagentur Nielson ergab sogar, „dass in den Vereinigten Staaten unter den jugendlichen Buchkäufern unter 18 Jahren – also den klassischen, ständig in Sozialen Netzwerken lebenden Digital Natives – nur 20 Prozent eBooks erwerben […].“ Dies liege zwar zum einen daran, dass diese Jugendlichen noch keine Kreditkarten hätten, mit denen sich eBooks kaufen ließen, zum anderen aber auch daran, dass Jugendliche untereinander gern ihre Lieblingslektüre ausleihen, „was offenbar mit dem gedruckten Buch als Objekt einfacher und besser geht“, wie „Die Zeit“ schreibt. „Zudem wird dabei Lesespuren-Aura mit ausgetauscht: Hier, auf dieser Seite, hat meine beste Freundin bestimmt auch geweint…“ Sowas geht eben nur, wenn man richtige Bücher liest!

 

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