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Finnland: Ein schönes Land von Sinnen

 

Finnland war der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2014. Grund genug, einen Blick auf die schöne Unbekannte im hohen Norden Europas zu werfen. Diese Idee hatte vor einigen Jahren schon Wolfram Eilenberger, der sich in eine Finnin verliebte und sich daraufhin auf den Weg machte, ihre Heimat, ihre Landsleute und ihre Familie kennenzulernen. 13 Jahre später veröffentlichte er unter dem Titel „Finnen von Sinnen: Von einem der auszog, eine finnische Frau zu heiraten“ seine Liebeserklärung an die Finnen. Er bezeichnet die Finnen darin als ein seltsames, schönes, lustiges und zärtliches Volk, das sich in einer der schwierigsten Sprachen der Welt unterhält. Nicht nur die Worte allein sind dabei eine echte Herausforderung für jeden, der nicht aus Finnland stammt. Darüber hinaus nutzt das Finnische 15 verschiedene Fälle. Dagegen sieht die deutsche Sprache mit ihren vier Fällen doch recht arm aus.

 

Es verwundert also nicht weiter, dass die Finnen zum einen nur sehr wenig und nur sehr kurz miteinander sprechen, und dass sie zum anderen die klügsten Kinder der Welt haben. Im weltweiten Vergleich gewinnt Finnland sämtliche Bildungsstudien mit großem Abstand. Das sind die nüchternen Fakten, die hinter Wolfram Eilenbergers liebevoller Studie der Finnen und ihrer Eigenheiten stehen. Doch sie machen Lust darauf, Finnland besser kennenzulernen. Warum sind die Finnen zum Beispiel immer traurig? Wie kann ein so reizvolles Land mit 18.000 Seen und wunderschönen Landschaften so von der Welt vergessen liegen? Und warum waren es ausgerechnet die Finnen, die das Handy erfanden – wo sie doch so wenig miteinander sprechen? Um all diese Dinge geht es in seiner Liebeserklärung an Finnland und seine Bewohner. Eine Liebeserklärung, die neugierig auf mehr Finnland macht.

 

Das schöne, fremde Finnland im hohen Norden



Finnland ist uns, trotz der relativen geographischen Nähe, sehr fremd. Auch wenn man sich formal noch in Europa befindet, ist hier alles fundamental anders. Wolfram Eilenberger musste am eigenen Leib erfahren, dass das nicht nur für kleine alltägliche Marotten und Eigenheiten gilt, sondern auch für die großen Dinge des Lebens. Für die Liebe zum Beispiel. Wer in Finnland nach der Liebe sucht, der wird schnell feststellen, dass es sich dabei um eine furchtbar schwierige Angelegenheit handelt. Die Finnen sagen nämlich niemals „Ich liebe dich.“ Dazu sind die zurückhaltenden Bewohner Finnlands viel zu still und schüchtern. Ganze acht Wörter brauchte es, um diesen Satz ins Finnische zu übersetzen. Nirgendwo in Europa bedarf es so vieler Worte, um das große Gefühl der Gefühle zu beschreiben. Für ein wortkarges Volk wie die Finnen eine echte Herausforderung. Man mag es ihnen also verzeihen, dass es ihnen nicht so leicht über die Lippen kommt.

 

Der Untertitel des Buches von Wolfram Eilenberger, „Von einem der auszog, eine Finnin zu heiraten“ ist also durchaus als Ankündigung eines großen Abenteuers zu verstehen. Dass es sich aber gelohnt hat, sich auf dieses Wagnis einzulassen, verrät Eilenberger ebenfalls: „Wenn Sie glauben, dass Italienerinnen feurig sind, haben Sie noch keine Finnin kennengelernt.“ Es ist wohl diese Widersprüchlichkeit Finnlands, die den Besucher in seinen Bann zieht. Nicht nur dann, wenn er auf der Suche nach der Liebe ist. Die Wortkargheit der Finnen einerseits, ihre kühle Art, Fremden zu begegnen, aber die herzliche Gastfreundschaft, die einem entgegenschlägt, wenn man sie erst einmal für sich erwärmt hat. Small-Talk kann man dann zwar immer noch nicht erwarten, aber in ihren Gesten und Taten zeigt sich die wahre Herzlichkeit der Bewohner Finnlands. Die harte Schale der Finnen aufzubrechen lohnt sich also doppelt und dreifach.

 

Bei einer Einwohnerdichte von 16 Einwohnern pro Quadratkilometer muss man vielleicht ab und zu länger nach den Finnen suchen, doch begegnet man ihnen dann mit Respekt und Höflichkeit, kann es durchaus gelingen, sie für sich zu gewinnen. Und sei es nur mit Mimik und Gestik. Denn vor allem im hohen Norden Finnlands wird so gut wie gar kein Englisch gesprochen. Auf Grund der Komplexität der Sprache werden sich aber nur die wenigsten Urlauber die Mühe machen, vor ihrer Reise Finnisch zu lernen.

 

Kurioses und Wissenswertes über Finnland

 

Die Sprache ist nur eine von vielen Kuriositäten über Finnland, die man im Hinterkopf behalten sollte, wenn man sich anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2014 mit dem skandinavischen Land beschäftigt. Was nur wenige wissen: Finnisch (Suomi) ist nicht mit den anderen Sprachen Skandinaviens verwandt, sondern gehört zu einer alten uralischen Familie. Näher als an Schwedisch und Dänisch ist Finnisch an Ungarisch und Estnisch. Was gibt es sonst noch über Finnland zu wissen? Zum Beispiel, dass die Finnen die größten Kaffeetrinker der Welt sind. Kein Wunder: Bei den eiskalten Temperaturen hier gibt es kaum etwas Schöneres, als die klammen Finger an einer Tasse mit heißem Kaffee zu wärmen und über die Rauchschwaden aus der Tasse gedankenverloren in die Landschaft zu blicken. Melancholie und Schwermut sind überhaupt sehr finnische Gefühle. Das merkt man schon, wenn man Krimis aus Finnland liest. Alkoholismus und Depressionen nehmen bei den Kommissaren aus Finnland noch ganz andere Dimensionen an als bei ihren Kollegen aus Schweden, Norwegen und Dänemark. Lesen Sie mehr dazu in unseren Topthemen Schwedenkrimis, norwegische Krimis und skandinavische Krimis.

 

Dass die Finnen nicht unbedingt ein Volk von Fröhlichkeit sind, muss nun kaum noch extra erwähnt werden. Nicht einmal dann, wenn es eigentlich etwas zu feiern gebe. So schneidet Finnland im weltweiten Schulvergleich notentechnisch zwar am besten ab, aber in keinem anderen Land der Welt hassen so viele Kinder die Schule wie in Finnland. Nur 8% der Schüler geben an, die Schule mache ihnen Spaß. Vielleicht liegt das daran, dass diese Noten zu einem sehr hohen Preis erkauft werden. Oder es liegt daran, dass es im Winter Tage gibt, an denen die Sonne es überhaupt nicht über den Horizont schafft und ganz Finnland in Dunkelheit hüllt. Wer steht da schon gerne morgens auf, um durch die Kälte in die Schule zu stapfen? Doch zum Ausgleich dafür gibt es im Sommer die Tage, in denen die Mitternachtssonne all das wett macht – und gar nicht hinter dem Horizont verschwindet. Extreme scheinen das Leben der Finnen generell zu beleben: Wenn sie zum Beispiel nicht in ihren herrlich warmen Saunen sitzen und die Kälte draußen vergessen, lieben die Finnen das Eisbaden. Alles in Allem muss man Wolfram Eilenberger dann tatsächlich zustimmen: Die Finnen sind von Sinnen. Aber sehr liebenswert.

 

Im Rückblick auf die Frankfurter Buchmesse 2014 laden wir Sie herzlich dazu ein, Finnland mit unseren Buchtipps ein bisschen besser kennenzulernen:


 

 

Wenn Sie sich selbst in den hohen Norden aufmachen wollen, empfehlen wir Ihnen diese Reiseführer für Finnland und Skandinavien:


 

Machen Sie sich unterwegs verständlich mit dem Langenscheidt Universal-Wörterbuch Finnisch.

 

 

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