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Haben Sie ein Buch über den Tod und das Sterben?

 

„Haben Sie ein Buch über das Sterben?“, fragt die alte Dame den Buchhändler Perdu in Nina Georges wunderbarem Roman „Das Lavendelzimmer“. „Sogar sehr viele“, antwortet ihr Perdu. „Über das Altwerden, über das Unheilbarkrankwerden, über das langsame Sterben, das schnelle, das einsame irgendwo auf dem Boden eines Krankenhauszimmers.“ Darauf antwortet ihm die alte Dame: „Ich habe mich oft gefragt, warum nicht mehr Bücher übers Leben geschrieben werden. Sterben kann jeder. Aber leben?“ Der Tod ist die große Unbekannte, das ewige Mysterium, das, was uns fesselt und vor dem wir uns zugleich so wahnsinnig fürchten, dass wir eher bereit wären, dieses Rätsel niemals aufzuklären. Es ist wahr, was Perdu sagt: Es gibt Unmengen an Büchern über den Tod und das Sterben. Ob wir wollen oder nicht – früher oder später müssen wir uns dem Thema stellen. Wenn ein geliebter Angehöriger stirbt, ein Freund oder der Partner und wir vor diesem riesigen Haufen Scherben stehen, der uns selbst zu zerbrechen droht, vor der Welle, die uns übermannt, dann brauchen wir etwas, das uns Halt gibt.

 

Und nichts gibt so gut Halt wie ein Buch, das weiß Perdu. Auf einem alten Lastkahn hat er eine literarische Apotheke eingerichtet, in der er die seelischen Schmerzen der Menschen mit Büchern kuriert. Schmerzen, wie sie das Sterben und der Tod auslösen können, die Angst vor dem eigenen Tod, die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen, der Schmerz, wenn der Mensch tatsächlich gegangen ist, die unendliche Trauer, die Hilflosigkeit, die einem das Herz in der Brust zerreißt, die Dünnhäutigkeit, mit der man anschließend durch das Leben geht, die Leere, die sich an der Stelle einnistet, wo einst Zuneigung war. All das braucht Zeit, um zu heilen. Und ein Buch, das genau das versteht. Doch jeder braucht in dieser Situation etwas anderes. Perdu stellt seinen Kunden in der literarischen Apotheke Fragen, Fragen, die nicht zu intim sind, aber intim genug, dass er genau hinhören kann, auf die „Wörter, die im Strom der Allgemeinphrasen aufleuchten“, die offenbaren, wie es der Person ging, „was sie verstecken wollte, unter vielem Wortgewölk. Schmerzen und Sehnsucht.“ So viele Menschen es gibt, so viele Wege gibt es, mit den schmerzhaften Themen Tod und Sterben umzugehen. Und ebenso viele Bücher gibt es, die die jeweils richtige Medizin liefern können.

 

Bücher zum Weinen über Tod und Sterben

 

Der Eine braucht ein Buch, das ihn in seiner Trauer unterstützt. Er möchte sich ausweinen. „Ich muss aber noch weinen. Sonst ertrinke ich. Verstehen Sie das?“, fragt die schöne Nachbarin Perdu. Er antwortet: „Natürlich. Manchmal schwimmt man in ungeweinten Tränen und geht darin unter, wenn man sie in sich behält.“ „P.s. Ich liebe dich“ von Cecelia Ahern kann so ein Buch sein, das es den Tränen erlaubt, ungehemmt zu fließen und den Verlust zu betrauern. Alicia Bessette hat dann mit „Weiß der Himmel von dir“ ebenfalls ein Buch über den Tod des geliebten Partners geschrieben, an dessen Ende Hoffnung steht. Auch das darf in solchen Büchern nicht fehlen. Hat man am Ende des Buches genug geweint, muss es etwas geben, das Hoffnung auf das Leben macht, das vor einem liegt. Es sollte niemanden mit der tiefen Trauer um den Verlust allein lassen. Justine Lévys Roman „Schlechte Tochter“ ist auch so ein Buch. Leben und Tod, Hoffnung und Verlust sind hier nah beieinander, denn als Louise erfährt, dass sie schwanger ist, muss sie im selben Moment verkraften, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Der Kummer über den bevorstehenden Tod der Mutter und die Vorfreude auf das Kind zerreißen sie innerlich. Doch am Ende gelingt es Lévy, Hoffnung anklingen zu lassen. Ein viertes Buch dieser Kategorie ist „Ich weiß, du bist hier“ von Laura Brodie, in dem Sarah nicht über den Verlust ihres Mannes David hinwegzukommen scheint, bis sie meint, ihn tatsächlich wiederzusehen.

 

Bücher über Tod und Sterben, die Mut machen

 

Wieder andere müssen in Büchern über den Tod und das Sterben Leidensgenossen haben, müssen wissen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Sie schöpfen Kraft aus den Geschichten anderer Menschen, die das Gleiche durchgemacht – und es überstanden haben. „ohne dich“ von Freya von Stülpnagel ist so ein Buch. Im Alter von 18 Jahren nahm sich ihr Sohn das Leben. In diesem Buch hat sie ihm mit Fotos, Gedichten und persönlichen Erinnerungen ein Denkmal geschaffen. Es macht denen Mut, die ihn brauchen, und spendet ihnen Kraft, die sie dringend benötigen, um den Verlust zu überwinden. „Paula“ von Isabell Allende ist ähnlich bewegend: Allendes Tochter Paula fiel 1991 ins Koma und erwachte nie wieder daraus. Der Roman, den sie am Krankenbett ihrer Tochter schrieb, ist eine bewegende Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Sterben und Tod. Auch Mila Lippke setzt sich in dem Buch „Irgendwie mein Leben“ mit dem Tod des eigenen Kindes und ihrem Leben danach auseinander.

 

Ebenfalls autobiografisch – wenn auch aus einer anderen Richtung – sind Christoph Schlingensiefs Memoiren „So schön wie hier kann‘s im Himmel gar nicht sein“, in dem sich der krebskranke Skandal-Regisseur mit seinem bevorstehenden Tod auseinandersetzt. Krankheit, Sterben und Tod sind zentrale Themen des Buches – aber auch der Glaube und ein erfülltes Leben, das hinter ihm lag. Weitere Bücher, die dadurch Mut machen, dass sie zeigen, wie andere Menschen das Sterben und den Tod verarbeitet haben, sind „Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani, in dem er mit seinem krebskranken Vater über dessen Leben spricht, und „Das Mädchen, das gehen wollte“, in dem Barbara Schaefer den Tod ihrer besten Freundin zu verwinden versucht, in dem sie von Berlin nach Österreich läuft, wo ihre Freundin verunglückte.

 

Jedem das, was er braucht: Bücher über den Tod

 

Und dann gibt es da noch die kleinen Leser, denen man das Thema Tod und Sterben am liebsten ewig ersparen würde. Doch es gibt Momente im Leben, da kann man sie vor diesem Schmerz nicht schützen. Auch für sie gibt es aber Bücher, die das Unfassbare etwas greifbarer machen, die das ein bisschen erklären, was man nicht erklären kann. „Papas Arme sind ein Boot“ ist so ein Buch. Es erzählt Kindern, wie das Leben danach weitergehen muss. Es ist ein zartes, leises und sehr trauriges Buch über einen Vater und einen Sohn, die den Verlust der Mutter verkraften müssen. Doch es gibt einen Trost, der auch den jungen Leser durch diese schwere Zeit tragen kann: Die Arme des Vaters, die als Boot sicher tragen, und die finale Versicherung des Vaters, dass „ganz sicher“ alles gut werden wird. Ein Buch über den Tod und das Sterben für etwas ältere Kinder ist „Kaputte Suppe“ von Jenny Valentine. Die 16-jährige Rowan hat ihren Bruder Jack bei einem Badeunfall verloren und wird nach zwei Jahren ganz unerwartet wieder mit dem Verlust konfrontiert. John Green hat mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ darüber hinaus ein unfassbar einfühlsames, berührendes und starkes Buch über ein 16-jähriges Mädchen geschrieben, das an Krebs erkrankt ist. Ein Buch, das jeder gelesen haben muss! „Und jeder heißt wirklich jeder.“ (Kulturspiegel)

 

 

Die Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Sterben muss aber nicht zwingenderweise eine negative sein, wie andere Bücher beweisen. „Blick in die Ewigkeit“ ist eines davon. Eben Alexander, ein anerkannter Hirnchirurg, berichtet darin von seiner Nahtoterfahrung und dem, was er zwischen Leben und Tod erlebt hat. Seine Schilderungen des „Danach“ machen Mut und lassen darauf hoffen, dass nach diesem Leben etwas auf uns wartet. Eine spirituelle Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht Sogyal Rinpoche in „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“. Wer sich mit dem Tod beschäftigt, bekommt nämlich zwangsläufig einen neuen Blick auf das Leben. Oftmals wird einem bewusst, dass man das Leben nicht genug zu schätzen weiß, dass man viele Dinge erst zu spät tut – oder manchmal vielleicht gar nicht. Bronnie Waren arbeitet seit Jahren mit sterbenden Menschen zusammen. Ihre Erkenntnisse aus langen Gesprächen mit ihnen hat sie in „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ zusammengefasst. Das Buch zeigt Ihnen, wie Sie mit diesen Erkenntnissen Ihr eigenes Leben umkrempeln, glücklicher und erfüllter machen können. Und das ist auch im Kontext von Tod und Sterben durchaus legitim. Denn schon im Barock hieß es zwar einerseits: „Bedenke, dass du sterben musst“ (Memento mori), aber eben auch: „Genieße den Tag!“ (Carpe diem) Vermutlich ist es das, was die alte Frau dem Buchhändler Perdu sagen wollte, als sie fragte, ob er Bücher über den Tod und das Sterben habe.

 

Diese Bücher über den Tod und das Sterben können wir Ihnen wärmstens empfehlen:

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