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Mit dem Psychothriller in den Abgrund schauen

 

Schaut man sich die Bestseller aus dem Bereich der Psychothriller an, drängt sich unweigerlich eine Frage auf: Wie weit darf ein Psychothriller eigentlich gehen? Wie jedes andere Genre auch strebt auch dieses nach Extremen, nach immer tieferen menschlichen Abgründen, danach, an tiefsten Urängsten zu rühren, den Leser bis ins Mark zu erschüttern und eiskalte Hände über seinen Rücken kriechen zu lassen. Ein guter Psychothriller darf den Leser nicht unberührt zurücklassen. Der kalte Atem des Grauens muss ihn wenigstens kurz gestreift haben, die Faust der Angst muss sich wenigstens für einen Augenblick um sein Herz geschlossen haben, der Atem muss ihm wenigstens für die Dauer des Finales stocken. Zugleich zeigt sich auch in diesem Genre ein Effekt, der sich überall beobachten lässt: Leser (und Zuschauer) stumpfen ab. Was vor 20 Jahren als Höhepunkt des literarischen Psychoterrors galt und die Gemeinschaft der Leser vor Schock hat erstarren lassen, lockt die harten Psychothriller-Fans heute schon lange nicht mehr hinter dem Ofen vor. Gemordet wird überall: im Fernsehen, im Kino und im wirklichen Leben. Ein Thriller-Autor muss sich schon ordentlich etwas einfallen lassen, wenn er seine Leser beeindrucken und ihnen oben beschriebenes Lesevergnügen gönnen möchte.

 

Im Psychothriller den tiefsten Abgrund erahnen

 

„Schreiben ist so eine Art Therapie. Ich schreibe ja meine Albträume und meine Ängste – und da habe ich sehr viele von – von der Seele. Ein Autor muss ja einfühlsam sein und ein gewisses Maß an Empathie allen Figuren entgegenbringen und so ist es eben so, dass ich mich in viele auch schmerzhafte Situationen hineinversetzen kann und die lebe ich dann auf dem Papier aus. Und danach geht’s mir besser“, erklärt Sebastian Fitzek im Interview mit audible.de. Sebastian Fitzek gilt seit seinen Augensammler-Thrillern als einer der besten deutschen Thriller-Autoren überhaupt und ist einer der wenigen, die auch im Ausland gelesen werden. Das liegt vor allem daran, dass Fitzek eine ganz neue Qualität in den deutschen Psychothriller gebracht hat. „Ich stülpe also meine Albträume gewissermaßen dem Hörer oder dem Leser über und lasse ihn dann alleine mit den Albträumen – und selbst kann ich sehr ausgeglichen und vergnügt durch die Welt gehen und muss mich denen nicht mehr stellen.“

 

2013 erschien sein Roman „Der Nachtwandler“, der an die tiefsten Urängste in seinen Lesern appelliert. Fitzek erschafft darin einen Charakter, der wegen Schlafwandelns in Therapie war und eigentlich als geheilt gilt. Als seine Frau plötzlich verschwindet, kommt ihm die böse Ahnung, er könnte etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben. Also befestigt er eine Minikamera an seinem Kopf und verfolgt mit, was er in der Nacht tut, ohne sich am nächsten Morgen daran erinnern zu können. Nacht für Nacht steigt Leon Nader durch eine ihm eigentlich unbekannte Tür hinab ins Dunkel. Ein Dunkel, das für die Abgründe in unserer Seele steht, für Dinge, die wir lieber nicht über uns selbst wissen wollen, die uns unser Spiegelbild voller Furcht betrachten lassen. Mit „Der Nachtwandler“ ist Fitzek mit Sicherheit einer der besten Psychothriller der letzten Jahre gelungen – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Jene Albträume, von denen Sebastian Fitzek im Interview sprach, werden also sicher nicht ausbleiben.

 

Die unersättliche Lust am Psychothriller

Trotzdem gibt es einen schier unerschöpflichen Bedarf an Psychothrillern – ganz so, als bräuchte eine bestimmte Art von Lesern unbedingt diesen Kick. Vielleicht ist es der umgekehrte Effekt, den man Frauenromanen, Liebesromanen und den modernen, romantischen Vampirromanen zuschreibt: Weil es vielen (vor allem) weiblichen Lesern im wirklichen Leben an genau diesem herrlichen Kitzeln, dem Prickeln und der Leidenschaft fehlt, flüchten sie sich in Bücher, die sie das erleben lassen, wovon sie im wahren Leben nur träumen können. Bei den Psychothrillern ist es vielleicht genau umgekehrt. Zwar fehlt es auch hier an Spannung im wirklichen Leben, doch es ist eine Spannung, auf die man wirklich verzichten kann, sobald sie sich gegen das eigene Leben richtet. Psychothriller verschaffen dem Leser den Adrenalin-Kick, der die alltägliche Routine zerbricht, lassen ihn die Angst spüren, die nichts mit der Gleichgültigkeit im Alltag gemein hat, und treiben seinen Puls in die Höhe. Aber während die Liebesroman-Leserinnen das Buch seufzend zuschlagen und sich danach sehnen, dass ihre Fantasie Wirklichkeit wird, sind die Leser von Psychothrillern zumeist erleichtert, dass das Grauen, das ihnen auf den Buchseiten begegnet ist, nicht Realität ist. Dass beide Bücher ihre Leser in ihren Träumen heimsuchen, bleibt natürlich nicht aus.

 

Wenn Sie auch zu den Lesern gehören, die in Psychothrillern nach dem nächsten großen Schock suchen, die sich gruseln wollen und die in einem Buch vor allem nach dem kalten Griff der Angst suchen, dann sind dafür – neben den Büchern von Sebastian Fitzek – auch die Thriller von Joy Fielding, Lars Kepler, Arno Strobel, Moy Hayder und Lisa Jackson geeignet, die Sie alle in unserer Topliste Psychothriller finden. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Da gibt es in Mo Hayders Roman „Der Vogelmann“ einen Mörder, der seinen weiblichen Opfern nach dem Tod kleine Vögel in die Brust transplantiert. Arno Strobel beschäftigt sich in „Das Skript“ mit der Frage, die wohl alle Thriller-Autoren umtreibt: Was, wenn jemand einen Mord genau so begeht, wie ich ihn in meinen Büchern beschrieben habe? Im Roman wird diese Angst Wirklichkeit. Linwood Barclay appelliert in „Ohne ein Wort“ an die Verlustängste, die jeden von uns plagen, wenn er die 14-jährige Cynthia nach einem Saufgelage aufwachen und erkennen lässt, dass ihre Familie spurlos verschwunden ist. In „Tony & Susan“ lässt Austin Wright seinen Lesern eiskalte Schauer über den Rücken laufen, wenn Susan erkennen muss, dass ihr Ex-Mann ein schreckliches, dunkles Geheimnis hegt. Und Joy Fielding treibt es in „Im Koma“ gleich auf die Spitze: Casey liegt im Koma, hellwach, aber ohne jede Möglichkeit, sich verständlich zu machen – und in tödlicher Gefahr. Das sind nur ein paar der Ängste, denen Sie sich in unseren Psychothrillern stellen müssen (oder dürfen). Wir wünschen schönes Grauen!

 

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