Cookie Consent by Free Privacy Policy website

Wo Science Fiction aufhört und Fantasy beginnt

 

Science Fiction Szene im WeltallDer Name verrät es schon: Science Fiction (auch Science-Fiction und Sciencefiction) ist eine Fiktion, deren Dreh- und Angelpunkt die (Natur-) Wissenschaften und technischen Errungenschaften sind. Sie sind entweder Kern der Handlung (Hard Science Fiction) oder bilden lediglich den Rahmen für die Handlung. Ist Letzteres der Fall, fordern sie den Leser in der Regel dazu auf, sich mit philosophischen, psychologischen, politischen oder gesellschaftlichen Themen seiner eigenen Gegenwart auseinanderzusetzen (Soft Science Fiction). In beiden Fällen werden unsere aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und technischen Errungenschaften unter Berücksichtigung von Gesetzmäßigkeiten und Rationalität weitergedacht und zu einem „Novum“ weiterentwickelt. Das unterscheidet – vereinfacht gesagt – Science  Fiction von Fantasy, in der praktisch alles möglich ist, ganz egal, ob es sich rational erklären lässt, oder nicht.

 

Star Wars: Science Fiction oder Fantasy?


Doch wie leicht die Grenzen zwischen diesen beiden Genres verschwimmen, lässt sich an einem sehr prominenten Film-Beispiel schnell erklären. „Star Wars“ gilt vielen Menschen als der Inbegriff von Science Fiction, ist aber in Wahrheit dem Genre der Fantasy-Romane zuzuordnen. „Warum das?“, werden sich vielleicht viele Leser jetzt vielleicht fragen, schließlich spielt „Star Wars“ in einer fernen Zukunft und im Weltall und die Raumschiffe und Roboter sind die besten Beispiele für neue technischen Errungenschaften. Ausschlaggebend für diese Zuordnung ist jedoch, dass die Technik und die dahinter stehenden wissenschaftlichen Entdeckungen und Erkenntnisse für „Star Wars“ überhaupt nicht von Bedeutung sind. Das Setting ist gegeben und vom Leser wird erwartet, dass er es fraglos akzeptiert. Für die eigentliche Handlung spielt es keine Rolle, ob sie im Weltall passiert und die Jedi mit Laserschwertern kämpfen. Tatsächlich könnte es sich auch um einen Ritterorden handeln, der mit gewöhnlichen Schwertern in einem beliebigen Fantasy-Universum, etwa in Mittelerde oder in Narnia, kämpft. Der universalen Geschichte würde das keinen Abbruch tun.

 

Gesetzmäßigkeiten der Science Fiction



Noch schwieriger wurde die Abgrenzung zwischen Science Fiction und Fantasy dadurch, dass der bekannte Science Fiction-Autor Sir Arthur C. Clarke Mitte des 20. Jahrhunderts seine Clarkeschen Gesetze veröffentlichte, die bis heute Gültigkeit im Genre haben. Clarke war ein ausgesprochener Visionär neuer Techniken und schrieb jene Kurzgeschichte, die die Grundlage für Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ bildete. Sein erstes Gesetz lautet: „Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Wenn er behauptet, dass etwas unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht.“ Im zweiten Clarkeschen Gesetz heißt es dann: „Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden, ist, ein klein wenig über diese hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.“ Damit ebnete Clarke bereits den Weg für das dritte und wichtigste Gesetz, das er seiner Sammlung jedoch erst später hinzufügte. Es lautete: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

 

Damit schuf Clarke eine einfache Lösung für ein Problem, mit dem sich viele Science Fiction-Autoren hatten herumärgern müssen: Er ersparte es ihnen, jede technische Entwicklung bis ins Detail rational und wissenschaftlich exakt erklären zu müssen. Bis dahin war es das oberste Gebot der Science Fiction gewesen, dass das „Novum“, also die Neuerung, die den Kern eines jeden Science Fiction-Romans ausmacht, wissenschaftlich erklärbar und rational nachvollziehbar sein müsse. Das trieb zuweilen sehr unangenehme Blüten. Auf der einen Seite verlockte es viele Autoren dazu, sich nur am derzeitigen Stand der Technik und Forschung zu orientieren und damit ihrer eigenen Phantasie Riegel vorzuschieben. In der Folge waren ihre vermeintlichen Science Fiction-Romane schon kurz nach ihrem Erscheinen veraltet. Auf der anderen Seite ließen sich Autoren durch diese Verpflichtung dazu verleiten, abstruse wissenschaftliche Erklärungen zu liefern und mit fehlerhaften ingenieurtechnischen Konzepten zu hantieren.

 

Die schöne neue Freiheit der Science Fiction


Science Fiction Szene mit HeldinJules Verne, Schöpfer so großartiger Abenteuerromane wie „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ oder „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ und Mitbegründer des SciFi-Genres, ist ein gutes Beispiel dafür. So glaubte Jules Verne zum Beispiel, Schwerelosigkeit resultiere daraus, dass keine Kräfte wirkten bzw. dass sich die Kräfte gegenseitig aufhoben. In gewisser Weise hat er damit Recht: Das ist eine Möglichkeit, Schwerelosigkeit zu erreichen. Tatsächlich aber ist die Schwerelosigkeit im All eher mit dem freien Fall zu vergleichen. Der Körper eines Astronauten folgt einer durch äußere Kräfte vorgegebenen Bahn, in diesem Fall der Erdumlaufbahn – unabhängig von dem Raum, der sich um ihn befindet, der wiederum der Erdumlaufbahn folgt. Ein weiterer Irrtum, der Jules Verne in seinem Science Fiction-Roman „Reise um den Mond“ unterlief, lag in der fehlerhaften Berechnung der Bahn, die ein Flugobjekt nehmen müsste, um von der Erde um den Mond und wieder zurück zur Erde zu fliegen. Obwohl sich Verne mit Newtons Schwerkraft beschäftigt hatte, ließ er die Schwerkraft der Sonne und die Eigenrotation der Erde in seiner Rechnung unter den Tisch fallen.

 

Clarkes drittes Gesetz entbindet nun den Autor von der Verpflichtung, sich über solche Dinge Gedanken machen und (möglicherweise falsche) rationale Erklärungen liefern zu müssen. Er kann sein „Novum“ nun als gegeben betrachten und damit produktiv arbeiten. In seinem Roman „Die sieben Sonnen“ hat es Arthur C. Clarke selbst vorgemacht. Die Geschichte spielt in einer weit entfernten Zukunft, in der sich der Mensch trotz all der technischen Errungenschaften und Fortschritte soweit zurückentwickelt hat, dass er nicht mehr verstehen oder nachvollziehen kann, wie die Technik um ihn herum funktioniert. Vieles davon, etwa Gebäude, die sich selbst instand halten, erscheint uns wie Magie. Die Details dieser Technik, die für die Handlung von zentraler Bedeutung sind (Hard Science Fiction), behält Clarke wohlweißlich für sich. Eine genaue Erklärung spielt aber keine Rolle, damit die Handlung funktioniert. Damit wären wir dann nun wieder beim Fantasy-Roman angekommen, für den die Hintergründe ebenfalls keine Relevanz haben, wie wir am Beispiel „Star Wars“ gesehen haben. Einzig die physikalischen Grundgesetze hat Arthur C. Clarke beibehalten und damit verhindert, dass seine Science Fiction gänzlich in den Fantasy-Bereich abdriftet.

 

Eine strikte Abgrenzung der Science Fiction von anderen Genres (vor allem der Fantasy) wird damit praktisch unmöglich, ist aber auch nicht wirklich notwendig. Denn sicher ist, dass das Wichtigste an einem Science Fiction-Roman das „Novum“ an sich ist, die Neuerung, das Exotische, das Überraschende. Bei der Fülle von Science Fiction-Romanen, die bislang bereits geschrieben worden sind, wird es immer schwieriger, noch etwas Neues zu erschaffen, wenn man dabei auf den Rahmen des theoretisch Möglichen beschränkt bleibt. Insofern ist diese Öffnung des Genres Science Fiction eigentlich nur zu begrüßen.

 

Das sind unsere Buchtipps zum Thema Science Fiction:

 

Eine besondere Unterform der Science Fiction, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist der sogenannte Steam Punk, zu dem zum Beispiel folgende Werke gerechnet werden:

 

Literaturtipp der Woche

Carlos Ruiz Zafón Der Schatten des Windes

Als der junge Daniel von seinem Vater zum „Friedhof der vergessenen Bücher“ mitgenommen wird, hat er keine Ahnung, dass dieser...

Top-Thema

Fantasy-Romane: Abtauchen in eine andere Welt

Fantasy-Romane sind Urlaub vom Alltag: Für die Dauer eines Buches tauchen wir in eine fremde Welt ab, erleben packende Abenteuer und können die Gegenwart vollkommen vergessen.

Moderne Fantasy-Romane begeistern ein neues Publikum.

Top-Thema

Lest wieder mehr Abenteuerromane!

Der Ökonomie-Nobelpreisträger Edmund Phelps fordert in einem Interview eindringlich: Lest mehr Abenteuerromane. Aber was haben Abenteuerromane mit Wirtschaft zu tun und welchen Vorteil soll das haben? Das erfahren Sie hier.

Abenteuerromane wecken unsere Lust, neues zu erkunden.